Zwei Hamburger Oberbaudirektoren widersprechen neuem überdimensionierten Baukörper am Alsteranleger Alte Rabenstraße, fordern Architekten-Wettbewerb (Neubau „Wasserrettungszentrum“ / Eimsbütteler Millionen-Kubus / OBD Franz-Josef Höing)

Hamburg. Es liest sich wie ein Märchen aus vergangenen Tagen: gleich zwei Hamburger Oberbaudirektoren widersprechen der Störung des Alster-Ensembles durch eine einst von der Hamburger Polizei geforderte erhebliche Vergrößerung der Wasserschutzpolizeiwache Alte Rabenstraße. Gleichzeitig forderten Sie einen Architekten-Wettbewerb für etwaige Um- oder Neubauten.

Werner Hebebrand, Oberbaudirektor von 1952 bis 1964, und Otto Sill, Oberbaudirektor ab 1964, mußten sich mit Aufstockungs- und Erweiterungswünschen der Hamburger Wasserschutzpolizei beschäftigen. Das ergibt sich aus Akten des Bezirksamts Eimsbüttel im Hamburger Staatsarchiv.

So heißt es in einer Gesprächsnotiz vom 19.11.1964 während der Amtszeit Hebebrandts:

„Gegen eine Aufstockung oder Erweiterung bestehen Bedenken. LP tritt nach wie vor für einen Wettbewerb ein, der eine Neugestaltung der Gesamtanlage (Anleger, Cafe, Bootsvermietung, öffentliche Bedürfnisanstalten und Bauten der Wasserschutzpolizei) berücksichtigen müsse.“

Besprechungsnotiz vom 19.11.1964

Am 24.11.1964 hieß es weiter:

„Der Vorsitzende trägt die Absicht der Wasserschutzpolizei – Revier Alster – auf Aufstockung und Vergrößerung des Wasserschutzpolizeirevieres „Alte Rabenstraße“ vor.

Es bestünden erhebliche Bedenken gegen eine derartige Ausweitung dieses Bauvorhabens, weil hierdurch perspektivisch der Blick auf die Alster stark beeinträchtigt wird. Es soll versucht werden, unter Einbeziehung der Anlegebrücke eine Lösung zu finden, die weitgehend Sichtbehinderungen durch dieses Bauwerk ausschließt.“

Besprechungsnotiz vom 24.11.1964

Weiter heißt es in einer Gesprächsnotiz vom  7.9.1966 während der Amtszeit Sills:

„Dem Bezirksamt liegt abschriftlich ein Schreiben von Sen. Direktor Dr. Reusch -Baubehörde- an den Polizeipräsidenten Dr. Frenzel vom 30.8.66 vor. Dieses Schreiben faßt die Ansichten des Oberbaudirektors und der Amtsleiter der Baubehörde sowie die Meinung des Bezirksamtes dahingehend zusammen, daß von einer Erweiterung der vorhandenen Bausubstanz abgesehen werden sollte.“

Gesprächsnotiz vom 7.9.1966

Erhaltung des freien Blicks auf die Alster, Gestaltungswettbewerb, ganzheitliche Planung für Anleger, Wache und öffentliches WC – so agierten Profis.

Kontrastprogram 2020: Sichtbehinderung, städtebaulicher Stilbruch gegen Recht und Gesetz, Gemauschel bei der Vergabe der Architektenleistung, Leerstand von 88%, Kosten jenseits von € 10.000 / m² trotz tiefroter Budgetzahlen, Bürgerwiderstand.

Verantwortliche:

Oberbaudirektor Franz-Josef Höing, der sich gern mit dem Magistralen-Konzept des legendären Hamburger Oberbaudirektors Fritz Schumacher (1920er) für die Bebauung der Ausfallstraßen schmückt. Ob der Spätgeborene über die Stilsicherheit und das Organisationsvermögen seiner Vorgänger verfügt, wagt die Bürgerinitiative zu bezweifeln.

Finanzsenator Dressel (SPD), der ab 2016 mit Freund Tjarks (Grüne) den Millionen-Kubus für einen im Wandsbeker Wahlkreis ansässigen Freiwilligenverband durchsetzte – ohne Bedarfsanalyse, ohne Architekten-Wettbewerb, ohne Standortalternativen, ohne Gesamtkonzept. Im September 2020 kündigte er Steuerausfälle von € 4.900.000.000 an – „other people’s money“ halt.

Überforderte Eimsbütteler Feierabend-Politiker und Beamte.

Lösungsansatz der Bürgerinitiative:

Bedarfsanalyse, Kooperation des Freiwilligenverbandes mit einem der zahlreichen Alster-Anrainer, Gestaltungswettbewerb für etwa noch erforderliche Baumaßnahmen, Ko-Finanzierung durch die Bürgerinitiative.

Hintergrund

Die Bürgerinitiative Alte Wache Rabenstraße, Segelvereine und Bootsverleiher wollen das Ensemble um die Alte Wasserschutzpolizeiwache und das Alstervorland gegen Verunstaltung durch einen kubistischen Neubau schützen. Sie halten den Neubau für überteuert und am Bedarf vorbei geplant.

Unterstützt wird die Initiative von Dirigent Justus Frantz, von Alster-Urgestein und Bootsverleiher Bodo Windeknecht (Bodos Bootssteg) sowie von den Zeichnern der Petition “Rettet das Ensemble um die Wasserschutzpolizeiwache und den Alsteranleger Alte Rabenstraße”.

Aktuelle Informationen der Bürgerinitiative sind abrufbar unter: https://alster-ensemble.de/ und auf

Facebook unter https://www.facebook.com/groups/altewache

Pressekontakt:

Christoph Marloh

Bürgerinitiative Alte Wache Rabenstraße

Valentinskamp 18 / MBE119

20354 Hamburg

Email: ichrette@alster-ensemble.de

Fax: (040) 492 191 68